Rolf Kindermann, Dennis Junge, Lucas Riedle, Foto: Tobias Metz
Rolf Kindermann, Lucas Riedle, Dennis Junge, Foto: Tobias Metz
Dennis Junge, Lucas Riedle, Rolf Kindermann, Foto: Tobias Metz
Dennis Junge, Lucas Riedle, Rolf Kindermann, Foto: Tobias Metz
Dennis Junge, Rolf Kindermann, Lucas Riedle, Foto: Tobias Metz
Lucas Riedle, Foto: Tobias Metz
Dennis Junge, Lucas Riedle, Rolf Kindermann, Foto: Tobias Metz
Dennis Junge, Lucas Riedle, Rolf Kindermann, Foto: Tobias Metz

Michael Kohlhaas

Nach der Novelle von Heinrich von Kleist · 15+


Schwarzwälder Bote, 6. Oktober 2023

Mit dem Florett im Worte-Dschungel

(von Christoph Holbein)

Eine äußerst textlastige Premiere hat das Stück „Michael Kohlhaas“ nach Heinrich von Kleist in einer Fassung von Annette Müller am Landestheater Württemberg-Hohenzollern Tübingen Reutlingen gefeiert. Das Schauspieler-Trio gibt dabei sein Bestes.

Eines ist den drei Akteuren auf der Bühne – Dennis Junge, Rolf Kindermann und Lucas Riedle – ins Stammbuch zu schreiben: Sie haben die Kleistsche Sprache bestens erarbeitet und untermalen das Gesagte immer wieder pantomimisch. Annette Müller sorgt in ihrer Fassung der Novelle von Heinrich von Kleist immer wieder für ein kurzes Ausbrechen aus der literarischen Vorlage mit modern-sprachlichen Einsprengseln.

 

Auf der komplett in Schwarz gehaltenen, fast leeren, nur mit einem Kühlschrank und einem Sofa ausgestatteten Bühne entwickelt sich ein Wortgefecht, das mit der Sprache und dem vielschichtigen Text Kleists spielt und dazu immer wieder einen leisen Witz einstreut. Regisseurin Annette Müller vermeidet dabei große, plakative Szenerien: Es bleibt beim Sitzen und Räkeln auf der Couch, beim Umhergehen, beim Bierholen aus dem Kühlschrank, auf den dann als inszenatorischer Höhepunkt auch mal ein Protagonist klettert und sich wieder ablässt. Beim sich gegenseitig die Worte zuspielen verharrt das Spiel in einem sehr statischen Zustand. Allein durch die Reaktionen der drei Schauspieler aufeinander gewinnt es eine gewisse amüsante Note.

Eines ist den drei Akteuren auf der Bühne – Dennis Junge, Rolf Kindermann und Lucas Riedle – ins Stammbuch zu schreiben: Sie haben die Kleistsche Sprache bestens erarbeitet und untermalen das Gesagte immer wieder pantomimisch. Annette Müller sorgt in ihrer Fassung der Novelle von Heinrich von Kleist immer wieder für ein kurzes Ausbrechen aus der literarischen Vorlage mit modern-sprachlichen Einsprengseln. Allein, es fehlt ein wenig die dramaturgische Schärfe. Das wiegt auch nicht komplett auf, wenn immer wieder einer der Protagonisten aus der Szene herausbricht, etwa um einen Anruf des Kindergartens entgegenzunehmen.

Mimisch ist das solide gesetzt. Und wenn sich einer der Akteure in einer Szene auf den Arm tätowieren lässt, dann ist das ein Sinnbild für die körperlichen Erfahrungen von Ohnmacht, Wut und Widerstand, die Kleists Helden Michael Kohlhaas vom Opfer zum Täter werden lässt, der alle Mittel der Gewalt anwendet. Trotzdem kommt die Inszenierung etwas zäh herüber und strapaziert die Aufnahmefähigkeit des Publikums. Das fängt das gut eingespielte Schauspieler-Trio mit seiner konzentrierten und intensiven Leistung nur bedingt auf. Da ist theatralisch das Äußerste herausgeholt und gut dargeboten, ein bisschen mehr Handlung und Aktion auf der Bühne wären aber wünschenswert.


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Schwäbisches Tagblatt, 2. Oktober 2023

Will jemand noch ein Bier? War Kohlhaas ein früher Rocker? Wohl kaum. Ist Kohlhaas ein Zeitgenosse? Aber ja. Nur im LTT merkt man nichts davon.

(von Peter Ertle)

Drei Männer: Ein Kohlhaas. Regisseurin Annette Müller lässt sie zu dritt erzählen, nur ganz leicht ins Dialogische gewendet, indem die jeweils Zuhörenden mal ein „krass“ oder „Scheiße, Scheiße, Scheiße“ einstreuen, eine Verständnisfrage haben und das Gehörte mit ihren Emotionen begleiten. Oder als Erzähler kurz den Sprung zur Rollenaneignung, zum Figurwerden, zum Schauspiel vollführen. Das machen sie richtig gut, Dennis Junge, Lucas Riedle, Rolf Kindermann, charmant, trocken, witzig oder auch mal angefasst.

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Reutlinger General-Anzeiger, 2. Oktober 2023

Wie ein Pferdehändler zum Massenmörder wird

(von Achim Tennigkeit)

Ein karges Bühnenbild (wie bei einem Harold-Pinter-Drama) erwartet die gespannten Zuschauer. Vorn eine abgesessene Couch, auf der meist drei Männer in schwarzer Lederkluft lümmeln. Hinten ein riesengroßer, außen verdreckter Kühlschrank, aus dem sie immer wieder Bier holen, bis der Kasten schließlich leer ist. Rundherum ein hoher schwarzer Vorhang, der die Szenerie umgibt und begrenzt. Am Anfang überraschend: Die drei unterhalten sich nicht, sondern tragen abwechselnd den Text von Heinrich von Kleists Erzählung vom Rosshändler Michael Kohlhaas vor, der aus verletztem Rechtsgefühl heraus zum mörderischen Rächer wird.

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Culture - Der Kulturblog für Tübingen und Reutlingen, 30. September 2000

LTT: Recht und Rache – Kleists „Kohlhaas“ In der Tübinger LTT-Werkstatt dramatisiert und kritisiert Annette Müller die Novelle des Preußen-Dichters

(von Martin Bernklau)

TÜBINGEN. Heinrich von Kleist wird schon gewusst haben, warum er diesen „rechtschaffendsten und zugleich entsetzlichsten Menschen seiner Zeit“ nicht dem Käthchen, der Amazonen-Königin Penthesilea, dem Prinzen von Homburg oder dem Dorfrichter Adam an die Seite gestellt hat – auf die Bühne. Das Landestheater geht das Wagnis ein und macht den Versuch, die Erzählung „aus einer alten Chronik“ des 16. Jahrhunderts in ein Drei-Personen-Stück zu dramatisieren.

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